Ein weiteres Produkt der Zeit: Die Gewissheit, dass alles nur einmal da ist. Ich habe Nietzsche mit seinem ewigen Mittag nie verstanden: Warum brauchte er das? Selbst, als mir die Enimaligkeit nur als Idee präsent war, habe ich das nicht nachvollziehen können. Jetzt, wo ich diese Gewissheit unmittelbar vor mir habe, tue ich das noch viel weniger. Die Zukunft ist zwar immer noch ein unbeschriebenes Blatt, aber ich kann mittlerweile spüren, wo der Stift ansetzen wird. Nicht, dass ich wüsste, welches Lieblingsessen ich in 35 Jahren habe. Die Zukunft wird erkennbar aus der Einsicht in die Vergangenheit, dass ich weiß, dass, wenn ich Zeit mit etwas verbringe, ich sie nicht mit etwas anderem verbringen kann. Die Einmaligkeit, die daraus entspringt, bedeutet den Fokus. Das hat zur Konsequenz, dass nicht einfach irgend etwas passiert, sondern dass es sich in meinem Lebenslauf einprägt, sobald ich es getan oder erlebt habe. Und so ist es mit allem, das ich noch machen oder erleben werde. Alle Taten und Erlebnisse, die ich kontrollieren kann, entspringen einer Entscheidung, bewusst oder unbewusst. Meiner Entscheidung. Indem ich etwas mache, habe ich mich dafür entschieden, nichts anderes zu machen. Das verleiht ihm seinen Wert. Indem ich mir dieses Umstands bewusst werde und den Fokus meiner Gedanken auf dieses realisierte, zu realisierende Feld lege, verkliert die Welt der Möglichkeit an Farbe. Präsent ist sie immer und wird es immer bleiben. Dafür sorgt der Intellekt. Aber durch den Fokus wird sie an den Rand des zu Denkenden gedrängt.
Das bedeutet Anstrengung, vor allem im Vergleich zur Hingabe in die Melancholie der Möglichkeiten, die die Alternative ist. Aber alles in der Welt hat seinen Preis. Und wenn diese Alternative so aussieht, dass man außer dem Vermissen und Verpassen für keine andere Empfindung mehr Platz hat, ist es sinnos, den Fokus nicht zum Zentrum des Denkens zu machen.